Ein Gespräch mit einem Handpanhersteller
Das erste Interview das ich jemals geführt habe, danke an Daniele und Sara für diese Chance und den wunderbaren Abend!
Dezember 2022, Kanarische Inseln
An einem warmen Januarabend besuche ich den Maker Daniele und seine Frau in
Ihrem Haus um mit Ihnen ein Interview zu machen. Daniele craftet seit ca. 10 Jahren handpans und
ist somit ein sehr erfahrener Hersteller von handpans.
Seine Frau steht bereits in der Tür und begrüßt mich mit einem sympathischen
Lächeln. Sie schickt mich durch Ihren wunderschön angelegten Garten. Tropische Pflanzen,
verwunschene Holzschaukeln, ein Brunnen aus Handpanschalen und zwei kleine
Hunde die wild um mich herumspringen. Ich bin begeistert, ein magischer Ort,
der mich meine Nervosität vergessen lässt. Daniele wartet auf seiner Terrasse
und streckt mir seine Hand entgegen. Ich bin angekommen in einer Atmosphäre,
die ich so selten erfahren durfte. Es scheint ein wenig als wäre ich in einer
anderen Welt angekommen in der Entspanntheit, Ruhe und Zufriedenheit
dominieren.
Nach der Begrüßung gehen wir in die Werkstatt im Garten, ein faszinierender Ort, in welchem er seine Handpans zum Leben erweckt. Die Werkstatt fasziniert mich, überall hängen verschiedene Utensilien, die er zum Bau benötigt. Auf den Regalen „schlafen“ Handpans die auf Ihre Vollendung warten. Daniele gibt mir eine Einführung und erklärt mir ein paar Grundprinzipien zur Materialbeschaffenheit und zur Herstellung. Ich verstehe schnell die Kunst und das von Gott gegebene Talent, das man in sich tragen sollte, um solche Instrumente zu erschaffen. Ich bin fasziniert.
Anschließend führt uns seine Frau ins Musikzimmer und wir setzen uns gemütlich auf den Holzboden, mein erstes Interview beginnt. Daniele lebt mit Frau und Kindern seit ca. 10 Jahren auf den kanarischen Inseln. Die Kombination aus Ruhe, einzigartiger Natur und freundlichen Menschen hat Sie so fasziniert, dass Sie einen Neuanfang wagten. Weg von der Lautstärke und dem Getümmel der Großstadt. Leben, Lieben, Surfen und handpans bauen – ein guter Weg. Ich persönlich kann die Liebe zu dieser Insel und Ihren Menschen voll bestätigen.
Daniele erzählt mir von seiner ersten Begegnung mit einer Handpan. An einem freien Tag trifft er einen baskischen Handpanspieler in Italien und verliert in Sekunden sein Herz an diese spirituellen und faszinierenden Klänge. Er muss so ein Instrument haben. Schnell merkt er das es schier unmöglich ist so ein Instrument zu beschaffen. Also entscheidet sich Daniele dazu Handpans selbst zu bauen – eine gute Entscheidung wie sich später herausstellen sollte.
Zu Beginn
bringt ihm eine Freundin chinesische Woks, ein anderer Freund flext den Boden
alter Gasflaschen heraus und Daniele beginnt sich mit Material und
Beschaffenheit zu beschäftigen. Später besorgt er sich von einem italienischen
Hersteller seine erste eigene handpan. Stundenlang studiert er dieses
Instrument, völlig fasziniert versucht er die „secrets“ zu verstehen. Aus einer
glatten Stahlplatte beginnt er schließlich seine erste Metallhalbschale zu
formen. Seine fesselnde Geschichte beginnt.
Viele Erfahrungen und handpans
später bekommt er heute die Metallhalbschalen (shells) bereits vorgebogen, was
eine Menge Arbeit erspart. Auch das „hole“ auf der unteren Schale ist bereits
vorhanden. Er verwendet Schalen aus Amber Steel sowie nitrited steel, diese geben
laut Daniele die schönsten Klänge ab. Er beginnt mit der oberen Schale und dem
Einarbeiten der einzelnen Tonfelder, die am Ende den Chor und den „Ding“
ergeben. Die Rundungen der einzelnen Töne werden mit einem Stempel eingepresst
und aufwendig mit einem pneumatischen Hammer von der Innenseite her eingearbeitet
und gestimmt. Hier muss die perfekte Spannung (tension) des Stahls
herausgearbeitet werden. Dies ist laut Daniele der wichtigste Schritt, um den
perfekten Ton zu erreichen. Eine anspruchsvolle Arbeit die Daniele nur mit Muskelkraft
in Kombination mit seinem Gehör durchführt. Ist die Grundstimmung erreicht wird
die Schale in einem Ofen „gekocht“, hier ist Kombination aus Hitze und Zeit der
ausschlaggebende Faktor. Nun erfolgt das zweite „Tuning“, bis die Töne perfekt
aufeinander abgestimmt sind und die Schale nochmals erhitzt wird. Nach
Abkühlung wird die Unterschale mit der oberen Schale verklebt und die pan darf
für etwa eine Woche schlafen.
Diese Ruhephase ist wichtig
für das abschließende Feintuning, welches nach der Ruhephase durch das „hole“ in
der unteren Pfanne erfolgt. Jeder Hersteller hat seine eigenen „secrets“ und
das ist auch gut so, man muss nicht jedes Detail der Herstellung verraten.
Daniele baut im Jahr mittlerweile um die einhundert handpans, aber das ist
nicht alles wie ich erfahre. Wenn er eine Metallpause braucht, baut er
Holztrommeln und andere faszinierende Instrumente, die ich so noch nie gesehen
habe. Daniele spielt noch eine Melodie auf einer seiner handpans, wir reden und
haben einen wundervollen Abend. Auf meine abschließende Frage, was denn Ihre
Träume für die Zukunft sind, lächeln mich die Beiden liebevoll an und sagen „We
already live our dream!“
Was für ein berührender Moment.
Auf der Heimfahrt bin ich euphorisch, kaum daheim setze ich mich an meine pan. Ich versinke förmlich in den meditativen Klängen eines Instruments, das in der heutigen Zeit ein wenig Ruhe einkehren lässt und Spieler wie auch Zuhörer in eine Welt der Meditation, Entspannung und Glückseligkeit führen kann.
Danke für`s lesen,
Seid lieb zueinander.